Hornisse (Vespa crabro)

 

14. Juli 2016

 

Hornissenumsiedlung aus einem Rollladenkasten

 

Baumaßnahmen sowie die zunehmende Geräuschentwicklung im Rollladenkasten im Schlafzimmer, waren ein ausschlaggebender Punkt, dieses Hornissennest umzusiedeln.

Wobei hier die anstehenden Baumaßnahmen im Vordergrund standen. Es muss für kommende Dacharbeiten ein Baugerüst gestellt werden, auf dem Arbeiter ständig am Hornissennest vorbeigehen müssen.

Ein weiterer wichtiger Grund für die Umsiedlung war, dass bereits ein Wabenteil beim Betätigen des Rollladens abgerissen wurde und außen auf der Fensterbank lag und das ständige Fahren des Rollladens immer wieder das Hornissennest beschädigt hätte.

 

Die Hornissen selbst hatten sich auf der Nordost Seite,  im Rollladenkasten des Schlafzimmers,im 1. OG., meines Nachbarn Thomas G., in meiner Straße einquartiert.

Entgegengesetzt der einschlägigen Meinungen von mindestens einem Kilometer Entfernung zum Gründungsstandort, möchte ich die Hornissen, etwa 300 Meter Luftlinie entfernt, in meinem Garten aussiedeln.

Ob das gelingen wird? ...

 


 

Der Antrag auf Erteilung einer Befreiung  nach § 67 Abs. 2 und 3 Bundesnaturschutzgesetz von den Verboten des § 44 Abs. 1 BNatWSchG zum Zwecke der Umsiedlung ...

Wird vor der Umsiedlung ausgefüllt und der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) zugefaxt.

 

 

Das Equipment für die Umsiedlung:

Eine Kofferraumladung Gerätschaften incl. dem neuen "Hornissenhotel".

Es ist 09:38 Uhr. Um 10:00 ist der Umsiedlungstermin.

 

 

10:54 Uhr - Das Hornissennest im Rollladenkasten.

Es besteht aus einer großen und einer kleinen Wabe.

 

 

Direkt über dem Rollladen wurde bereits ein Wabenteil abgerissen.

 

 

Am Hornissennest werden die Arbeiterinnen eingesaugt und landen in der Fangbox

Vom Versorgungsflug zurückkehrende Hornissen werden immer wieder abgefangen.

 

 

11:09 Uhr - Nachdem alle Tiere und die Königin vom Nest abgefangen sind, wird das Nest aus dem Rollladen entnommen und im Hornissenkasten mit Heißkleber befestigt.

 

Das kleine Hornissennest im Hornissenkasten.

Die große Wabe mit Eiern, Larven und Puppen in allen Entwicklungsstufen.

 

Da ein Wabenteil, vom Rollladen abgerissen, auf der Fensterbank lag, fehlt jetzt leider ein Teil weiter entwickelter Larven. Als Ersatz zur abgerissenen Wabe haben die Hornissen bereits eine kleine Wabe angebaut, die hier unversehrt am Nest hängt. Dieses Wabeteil enthält jetzt nur frisch gelegte Eier.

 

Der Verlust des einen Wabenteils verlangsamt die Entwicklung um etwa 10-14 Tage.

Ich denke aber, dass die Hornissen es schaffen werden, den Verlust schnell wieder auszugleichen ...

 


 

Die Aussiedelung

 

Am Aussiedlungsort, bei mir im Garten, wird nochmals die Festigkeit der Wabe kontrolliert. Sind die Hornissen erst freigelassen, kann man schlecht etwas nachkorrigieren.

Unter den Wabenbau habe ich Querstreben eingesetzt. Diese werden beim späteren Nestausbau, in das Nest mit integriert und sorgen dafür, das der Hornissenbau, im Saisonverlauf nicht abfallen kann.

 

Im Hornissenkasten schmiere ich etwas Bienenfutterteig neben das kleine Hornissennest und an den Einflugschlitz.

Damit die Hornissen nicht einfach abfliegen und über die kurze Distanz zum alten Standort zurückfliegen, habe ich den Einflugschlitz mit einem Stück Papier versiegelt, in das ich kleine Löcher gestochen habe.

Hier sollen sich später die Hornissen langsam durchfressen und ihren Orientierungsflug starten.

 

 

12:03 Uhr - Das kleine Hornissennest hat die kurze Umzugsreise überstanden.

 

Unten im Hornissenkasten steht die Fangbox mit den Hornissen und der Königin bereit.

Der Deckel der Fangbox liegt, an einer Seite mit Klebeband gehalten, nur noch lose auf und kann später über den angebrachten Draht, komplett von oben geöffnet werden.

Die Fangbox wird so im Hornissenkasten platziert, dass sie bündig an der Rückwand und bündig an einer Seite anstößt. Hier werden nach dem Öffnen des Fangboxdeckels die Hornissen aufsteigen oder an der Wand nach oben krabbeln.

 

Nach dem Aufziehen des Deckels der Fangbox, werden die Hornissen in den Hornissenkasten entlassen.

Dabei entdecken die Hornissen ihr Nest mit den Larven und den Eiern.

 

Im Verlauf wird sich die Umsiedlungsaufregung legen.

Der Bienenfutterteig wird entdeckt und sorgt ebenfalls noch für die Beruhigung des kleinen Volkes mit etwa 20-30 Tieren.

 

 

12:21 Uhr Der Kasten hängt an der Garage. Die Zugvorrichtung der Fangbox wird betätigt und die Hornissen werden in den Hornissenkasten entlassen.

Bei großen Völkern dauert es wenige Minuten, bis sich die ersten Hornissen am Papier einen Ausgang nagen.

Bei kleineren Völkern kann es ein paar Stunden dauern, bis die ersten Tiere ihre Orientierungsflüge starten.

 

Mal sehen, wie lange es dauert, bis aus diesem Nest die ersten Hornissen fliegen und ob sie direkt wieder zum Ursprungsstandort zurück fliegen.

Der Thomas hat mir inzwischen gemeldet, dass am Schlafzimmerfenster eine einzige Hornisse nach dem Nest sucht. Sie kam zu spät vom Versorgungsflug zurück und hat nichts mit der Umsiedlung zu tun ...

 

 

Ich habe zwar schon immer wieder einmal zwischendurch geschaut, konnte aber keine Hornisse am Papier beobachten. Das kann ein gutes Zeichen sein.

Je länger sich die Tiere im Kasten befinden, umso enger wird die Beziehung zum Nest und die Hornissen gelangen später völlig entspannt in die Freiheit.

 

 

14:28 Uhr - Ich komme gerade richtig. Nach gut zwei Stunden versuchen die ersten Hornissen das Papier aufzubeißen um sich den Weg in die Freiheit zu bahnen.

 

14:39 Uhr - 10 Minuten, nachdem die erste Hornisse in die Freiheit gelangt ist, folgen weitere Tiere durch das kleine Loch im Papier. Die Hornissen fliegen nicht davon. Sie absolvieren langsam ihre Orientierungsflüge mit immergrößer werdenden Kreisen, um dann wieder vor das Flugloch zu fliegen, zu landen und in den Kasten zu kriechen.

 

 

14:45 - 15:30 Uhr - gebannt schaue ich dem Spektakel zu.

Ich verfolge regelrecht die Orientierungsflüge der Hornissen. Eine nach der Anderen erscheint am immer größer werdenden Papierloch, um den Orientierungsflug zu starten.

Dann ist auf einmal Stille. Es scheint, als ob die "Versorgungsflieger" nun alle unterwegs sind. Wenige Minuten später landen dann endlich ein paar Hornissen am Papierloch um im Hornissenkasten zu verschwinden. Glück gehabt ...

Trotz der Nähe zum Ursprungsstandort kehren die Hornissen zurück zum neuen Standort. Nun entferne ich dass Papier am Flugloch.

Am späten Nachmittag fliegen die Hornissen bereits gezielt den Hornissenkasten an. Ein paar Arbeiterinnen bringen bereits Baumaterial mit, um Schäden am Nest zu reparieren.

 

 

17:08 Uhr - Eigentlich wollte ich erst Morgen die Fangbox aus dem Hornissenkasten nehmen. Da aber die Hornissen schön ihre Versorgungsflüge machen, habe ich mich bereits heute zur Entnahme entschieden.

Unter dem Schutzanzug öffne ich den Hornissenkasten. Sofort werde ich beim Entnehmen der Fangbox attackiert. Nachdem ich die Kastenfront wieder verschlossen habe, beruhigen sich die Hornissen sofort.

In der Fangbox befindet sich kein einziges totes oder lebendes Tier. Alle haben die Abfangkiste verlassen und haben das Nest gefunden.

Der Thomas meldet am Abend insgesamt zwei Hornissen, die Am Rollladenkasten fliegen. Die Umsiedlung über die kurze Distanz ist also gelungen ...

 

 


 

Beobachtungen im

Juli

 


 

16. Juli 2016

 

Erste Kontrolle

 

Zwei Tage nach der Umsiedlung bin ich neugierig geworden. In den letzten zwei Tagen flogen die Hornissen mit Beute und Baumaterial den Hornissenkasten an. Die Nestversorgung ist also im Gange.

Heute möchte ich nach dem umgesiedelten Hornissennest sehen. Vorsichtig öffne ich hierzu die Front des Hornissenkastens.

Auf der Wabe befinden sich Arbeiterinnen und auf Bild 2, rechts oben die große Königin.

 

 


 

21. Juli 2016

 

Eine Woche nach der Umsiedlung

 

Guter Flugverkehr am Hornissennest macht mich natürlich neugierig, wie sich das Hornissennest in einer Woche entwickelt hat.

Somit mache ich heute eine zweite Kontrolle und öffne den Kasten:

Gleich fällt mir auf, dass die Nesthülle rund um das Hornissennest gebaut wurde. Auch die kleine Wabe ist erweitert worden. Das Volk sitzt ruhig auf der Wabe und lässt mich fotografieren. Der Bienenfutterteig an der Kastendecke ist abgetragen.

 

 


 

29. Juli 2016

 

Zwei Wochen nach der Umsiedlung

 

Steigende Flugfrequenzen.

Anzahl der Flüge am 27.07.16 um 19:30: 32 An- und Abflüge in 10 Minuten.

 

Die untere Wabenetage ist ordentlich gewachsen.

Viele Verpuppungen werden in den nächsten Tagen das Volk weiter anwachsen lassen. Jetzt wird sicher bald die dritte Etage angebaut.

 

 


 

Beobachtungen im

August

 


 

03. August 2016

 

Drei Wochen nach der Umsiedlung

 

Endlich wurde die dritte Wabenetage angebaut. Die Wabenzellen sind mit Eiern bestiftet und das Nest wächst.

 

Unter einem Donnerwetter an Verteidigungsflügen habe ich die Aufnahmen gemacht. Klar, unmittelbarer Nestbereich, der wird verteidigt.

Die Kamera wurde ordentlich attackiert. Jetzt muss ich erstmal die verschmierte Linse reinigen ...

 

 

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21.08.16 - Da die Volksstärke fast erreicht ist, momentan ordentlich Flugverkehr herrscht und das umgesiedelte Volk sehr individuenreich geworden ist, verschiebe ich das Öffnen des Hornissenkastens bis zum Herbst. Dann erscheinen hier Vergleichsfotos vom umgesiedelten Nest und dem Nest am Ende der Saison ...

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28.08.16 - Man kann mit einer Taschenlampe durch den Einflugschlitz leuchten. Hierbei kann man das Nest erkennen. Es müsste jetzt etwa sieben Wabenetagen haben.

Die untere Etage besteht jetzt ausschließlich aus Großzellen, in denen die Geschlechtstiere herangezogen werden.

Es herrscht reger Flugverkehr am Einflugloch - um 17:38 Uhr - 203 An- und Abflüge in 10 Minuten.

 

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Beobachtungen im

September

 


 

22. - 28. September 2016

 

Abflug der Drohnen, erste Jungköniginnen verlassen das Nest

 

Nun ist es wieder soweit:

Die Männchen verlassen jetzt täglich das Hornissennest. Um das Nest fliegen sie patrouillierend, in der Hoffnung eine Königin zu entdecken.

Die Drohnen fliegen so flink, dass man sie lediglich am tieferen Brummton von einer Arbeiterin unterscheiden kann. Das Nest dürfen sie allerdings nicht mehr betreten. Sofort werden die Wächterinnen nervös ...

Am 27. September konnte ich gegen 09:00 Uhr die erste Jungkönigin vom Hornissennest abfliegen sehen.

 

 


 

Oktober

 


 

31. Oktober 2016

 

Saisonende - Das Nest steht leer

 

Noch vor wenigen Tagen konnte man ab und an mal eine Hornisse anfliegen sehen.

Die kalten Nachtemperaturen scheinen wohl dem Nest zugesetzt zu haben. Seit zwei Tagen fliegt nichts mehr ...

 

Größenvergleich:

Das umgesiedelte- und das ausgewachsene Hornissennest im im Vergleich - Juli 2016 vs. Oktober 2016

An den quer liegenden Holzleisten kann man die weitere Entwicklung des Hornissenstaates erkennen.

Insgesamt wurden acht große Wabenetagen ausgebaut. Die unteren vier Etagen enthielten Großzellen, aus denen etliche Jungköniginnen und Drohnen geschlüpft und auch abgeflogen sind.

Die Umsiedlung war ein voller Erfolg ...

 

 

Hornissennest nach der Umsiedlung am 14.07.16
2 kleine Wabenetagen aus dem Rollladenkasten
Verlassenes Hornissennest am 31.10.16

An den Holzleisten kann man die Entwicklung des Nestes vergleichen.

Ausgewachsenes Hornissennest ohne Nesthülle mit 8 Wabenetagen.

 

 


 

Aufnahmen: Peter Tauchert © 2016