11. Juli 2008
Erste Hornissenumsiedelung für 2008
Im Rollladenkasten des
Schlafzimmers von Familie R. hatte sich im Frühjahr eine Hornissenkönigin nieder
gelassen, um hier den Hornissenstaat zu gründen. Im Juli, wo das Nest um einiges
herangewachsen ist und von etwa 100 Arbeiterinnen versorgt wird, ist das
Hornissennest nicht mehr so unauffällig wie im Frühjahr.
So wurde Frau R. beim betätigen
des Rollladens auf die Hornissen aufmerksam. Auch nächtliche "Knistergeräusche"
waren schon seit einiger Zeit zu hören.
Allerdings dachte hierbei
niemand an ein Hornissennest im Rollladenkasten...
Zur Umsiedelung hatte ich eine große Hilfe.
Boris O. von der
Feuerwehr Groß Umstadt, konnte während der Umsiedelung einiges an praktischen
Fertigkeiten, als zukünftiger Feuerwehr-Insektenberater erfahren und sorgte für
das hier ausgestellte Bildmaterial der Umsiedelungsaktion:
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Um seine Arbeit gut zu beginnen, sollte schon
im Vorfeld alles für die gesamte Umsiedelung vorbereitet sein. Während der
eigentlichen Umsiedelung kann so alles Hand in Hand ablaufen und man muss
nicht noch während der Arbeit das Werkzeug oder andere Utensilien zusammen
suchen.
Hier ist alles einsatzbereit und die
Umsiedelung kann beginnen.
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Zu allererst muss natürlich der
Rollladenkasten vorsichtig geöffnet werden, um an das Hornissennest zu
gelangen.
Wer Rollladenkästen erfunden hat, deren
Wartungsluke von unten zu öffnen sind, war mit Sicherheit kein
Rollladenbauer. Mit diesem System kann man sehr schlecht an das Nest
gelangen oder sonstige Wartungsarbeiten am Rollladen nur schwer
verrichten.
Die besten Rollladenkästen sind diejenigen, an
denen man die Frontklappe öffnen kann. Aber, das kann man sich leider
nicht aussuchen... |
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Nach schwieriger Entnahme des Bodenbretts
wird das Hornissennest sichtbar.
Drei Wabenetagen hat das Nest und die untere Wabe liegt dicht an der
Rollladenwelle.
Um das komplette Nest entnehmen zu können,
muss es Wabe für Wabe auseinander genommen werden. Ich sage da nur:
"Rollladenkasten mut Wartungsluke unten :-(( " |
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Um an die Waben zu gelangen,
müssen erst einmal die Hornissen vorsichtig abgefangen werden. Die Tiere
sammeln sich während der ersten Abfangaktion und über den gesamten
Zeitraum der Umsiedelungsaktion (ca 60 Minuten) in der Fangbox.
Im Inneren der Box befindet sich Bienenfutterteig, der von den Hornissen
gerne angenommen wird und zu Stressbewältigung beitragen soll. |
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Alle drei Waben liegen nach der Entnahme auf
dem Fensterbrett. Sie werden wenig später, in richtiger Reihenfolge,
zum kompletten Hornissennest wieder zusammengefügt.
Die Entnahme der einzelnen Waben über die
Rollladenwelle hat ihre Spuren hinterlassen. Einige äußere Wabenzellen
wurden gedrückt oder einzelne Larven fallen heraus.
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Mit der Heißklebepistole wird
Wabe für Wabe, in der ursprünglichen Reihenfolge, in den
Hornissennistkasten eingeklebt.
Abstandhalter erzeugen die vorher abgebrochenen Wabengassen im
richtigen Abstand und sind eine nützliche Hilfe beim Aufbau des
auseinander genommenen Hornissennestes.
Das Ganze wird nach der Befestigung an der Kastendecke in die Endlage
gebracht. Nun muss der befestigte Nestbau halten und erhält seine
Ursprungslage zurück. |
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Am ", hier in
meinem Garten, wird die Fangbox zum freilassen der Tiere vorbereitet und
unter dem Nest, in den Hornissenkasten gestellt. Über einen Zug am
Öffnungsdraht wird der Kastendeckel geöffnet und die Hornissen in den
Umsiedelungskasten dem Wabenbau zugeführt. Die Tiere, einschließlich der
Königin, können nun im Kasten zum Nest gelangen und sich langsam
beruhigen. Ein zuvor, mit Löchern perforiertes Papier am Einflug
verhindert, dass die Tiere sich ohne Orientierungsflug davon machen. |
Aufnahmen: Boris Orth © 2008
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Nachdem die Hornissen das Nest
im Kasteninneren gefunden haben, nagen die Tiere das am Einflug befestigte
Papier langsam durch und erkunden den neuen Standort durch
Orientierungsflüge. Schnell gewöhnen sich die Hornissen an den neuen
Standort und fliegen wenig später gezielt den Einflug an. |
12. Juli 2008 |
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Helle Aufregung herrscht noch
einmal am nächsten Vormittag, wenn die Fangbox zur weiteren Verwendung aus
dem Hornissennistkasten entnommen wird.
Anders als bei der Umsiedelung wird nun das Nest richtig verteidigt. Das
gesamte Volk startet einen Angriff. Zum Schutz trage ich den kompletten
Schutzanzug, der mich vor unzähligen Stichen bewahrt. Alle Hornissen und
auch die Königin haben die Fangbox verlassen und befinden sich auf den
Waben. Auf Bild zwei kann man die Königin gut erkennen. Ohne Verluste ging
die Umsiedelung aus. |
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Eine gute halbe Stunde herrscht noch
Verteidigungsstimmung rund um den Hornissennistkasten.
Danach haben sich die Hornissen beruhigt und man kann sich dem Kasten
recht gut nähern. Argwöhnisch beobachtet eine Wächterin die Nestumgebung.
Arbeiterinnen fliegen bereits gezielt den Einflug an. Man kann in den
Mandibeln erstes eingetragenes Baumaterial erkennen, das zur Reparatur der
Waben und der Nesthülle dient.
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18. September 2008 -
Porträtaufnahmen beim Abflug der Hornissendrohnen
Genau 2 Monate nach der erfolgreichen
Umsiedelung ist es soweit, das Ende der Saison naht und die
Geschlechtstiere fliegen ab, um den Fortbestand der Art zu sichern.
Den Anfang machen die Hornissenmännchen.
Am späten Vormittag fliegen die ersten Männchen vom Hornissennest
ab. Ganz vereinzelt lässt sich eine Jungkönigin blicken, um gleich
wieder im Hornissennest zu verschwinden. In den kommenden Tagen
werden auch diese vom Nest abfliegen, um sich nach erfolgter
Begattung einen Winterruheplatz zu suchen.
Es ist schon ein Erlebnis, wenn die
großen Geschlechtstiere am Eingang erscheinen und nach kurzer
Erkundung am Nesteingang, mit tiefen Brummton das Nest verlassen.
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06. November 2008 -
Saisonende
Nestvergleich - Umsiedlung /
Saisonende
Vor fast genau vier Monaten wurde das Hornissennest aus dem Rollladenkasten
umgesiedelt.
Nach dem Öffnen des
Umsiedlungskastens ein Ergebnis das sich sehen lassen kann
und den Erfolg der Umsiedelung belegt:
Auf elf Wabenetagen ist das Hornissennest im Lauf der Saison angewachsen.
Ab Etage sechs wurden Geschlechtstierzellen
angelegt, aus denen später Königinnen und Männchen
schlüpften. Einige der neuen Königinnen werden nach der Winterruhe
für den Fortbestand der Hornissen im
Jahr 2009 sorgen.
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Gerade umgesiedeltes
Hornissennest am 11.07.08 |
Saisonende - Hornissennest
mit Nesthülle am 06.11.08 |
Saisonende - Hornissennest
ohne Nesthülle am 06.11.08 |
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