Hornisse (Vespa crabro)

19. Januar + 09. Februar 2014

 

Entdeckt - Königinnen oder überlebende Arbeiterinnen im Hornissenkasten von Markus Schmidt

 

Am 04. August 2013 wurde das Hornissennest von Markus Schmidt, aus einem Vogelkasten, mit etwa 50 Arbeiterinnen und drei Wabenetagen, in einen geräumigen Hornissenkasten umgesiedelt.

Bis zum "Ende" der Saison entwickelte sich das Hornissennest prächtig.

 

Markus Schmidt wollte nun am 19. Januar 2014 seinen Hornissenkasten für die bevorstehende Saison reinigen.

Nach dem Öffnen der Fronttür kam eine prächtig entwickelte und verlassene Hornissenburg zum Vorschein. Aus dem kleinen "Vogelkastennest" war doch noch ein riesiger Hornissenstaat gewachsen.

Verlassen? - Markus Schmidt traut seinen Augen nicht. Tatsächlich, bei milden Januartemperaturen entdeckt er im unteren Nestbereich ein paar Hornissen an der Nestwand sitzen, die sich klamm bewegen.

 


 

Kurze Filmsequenz von einer der gefundenen Hornissen
 
FLV-Datei ca. 1,29 MB

 

 


 

Aufnahmen: Markus Schmidt © 2014

 


 

01. März 2014

 

Bilderupdate der überlebenden Hornissen

 

 
Weitere Aufnahmen von den Hornissen im Hornissenkasten von Markus Schmidt.
Am 01. März konnten von ihm lediglich 2 Hornissen beobachtet werden. Eine Hornisse saß auf dem "Abfallhaufen" unter dem Nest die zweite Hornisse befand sich zwischen Nistkastenwand und der Nesthülle vom Altnest. Schön erkennt man auf diesem Bild, dass die Hornisse die typische Winterruhestellung eingenommen hat: Die Flügel unter den Hinterleib eingeklappt und die Fühler eng an den Kopf angelegt.
 
Ob sich weitere Hornissen auf den Wabenetagen im Inneren des alten Nestes aufhalten ist nicht geklärt ...
 

 


 

08. März 2014

 

Bilderupdate - Abflug einer Hornissenkönigin

 

 
Am 08. März gegen 12:00 Uhr verließ eine der überlebenden Hornissen den Hornissenkasten

 

Markus Schmidt schreibt zu seiner Beobachtung:
 

Am 08.03.14 habe ich gesehen wie „eine Königin“ aus den Kasten gekrabbelt ist. Der Flugversuch endete nach einem Meter auf dem Boden.
Ich habe die Hornisse wieder zurückgesetzt, aber sie kam sofort wieder heraus und versuchte erneut zu starten. Also setzte ich sie auf meinen Apfelbaum, von wo die Hornisse nach ca. 1 Std. abflog. Diesmal flog sie richtig gut.

 

 

 


 

 

Rätsel um die "überlebenden" Hornissen im alten Hornissennest:

 

  • Was hat es mit den Hornissen im alten Hornissennest auf sich?

  • Sind das in der Gruppe überwinternde Königinnen?

  • Sind das vielleicht Arbeiterinnen, die den milden Winter überlebt haben?
    ...

Angelika Leistikow (Hornissenschutzgruppe des NABU Oberberg).
 
Zitat:

...ich glaube nicht, dass das Arbeiterinnen sind. Sie sehen so "frisch" aus und haben unbeschädigte Flügel.

Arbeiterinnen leben nicht so lange, sie sind auch nicht mit "Frostschutzmittel" ausgelegt und dann, Arbeiterinnen so lange ohne Nahrung?

 

Das gleiche Phänomen wurde auch bei landlive.de beschrieben. Siehe Link:

 

https://www.landlive.de/boards/thread/59096/page/1/

 

 

Jan-Erik Ahlborn (www.hornissenberater.de)

 

Zitat:
... ich glaube nicht, dass es Arbeiterinnen sind.
Ich denke in den letzten Wochen der Staatsphase werden ausschließlich Geschlechtstiere herangezogen.
Arbeiterinnen sind biologisch nicht in der Lage so lange durchzuhalten - auch nicht ohne Arbeit.

Bei den Jungköniginnen hingegen geht es darum den Winter zu überdauern.
Nur eine verpaarte Königin ist in der Lage das Glycerol im Winter zu bilden. Was aber wenn im milden Winter 2013/14  gar kein Glycerolbedarf nötig war?

Die Puppen die im Normalfall abgestorben wären, gar nicht sterben sondern sich entwickeln und im Kasten einfach ausharren. Wer weiß schon wie lang eine unverpaarte Königin lebt?
Die geringe Größe würde ich mir mit der Unterernährung erklären. Nach den Bildern von Markus Schmidt haben aber die Hornissen bis zu 3 cm erreicht. So schließe ich abermals Arbeiterinnen aus ...

 

 

Andi Roost (www.hornissenschutz.ch)

 

Zitat:

... meines Erachtens waren die Königinnen zu spät geschlüpft. Es hatte zwar noch Arbeiterinnen, welche die Königinnen füttern konnten, doch zu wenige.

Auch der Zeitpunkt in der Saison veranlasste die Königinnen ohne Hochzeit zum Verbleib im Nest, da sie hier vor der Kälte geschützt sind.

 

Aufnahmen: Andi Roost © November 2009  

 

www.hornissenschutz.ch

 

Admin (www.aktion-wespenschutz.de)

 

Schon oft habe ich im November klamme, aber lebende Hornissen in den unteren Wabenetagen eines alten Hornissennestes gefunden.

Es ist also keine Seltenheit, dass sich am Ende einer Saison (Oktober/November), noch Hornissenarbeiterinnen und auch vereinzelt Hornissendrohnen im alten Nest befinden.

Diese Tiere verendeten aber ausnahmslos mit den ersten Frösten, sodass im Januar oder gar Februar das Hornissennest komplett abgestorben und verlassen war.

Eine überwinternde Königin habe ich bisher noch nie in einem Altnest entdecken können.

 

In diesem Artikel ging es auch nicht um gefundene Tiere im Altnest am Ende der Saison - Nein, es ging um das Phänomen, warum sich im Januar/Februar noch Hornissen in einem Altnest befinden und ob es sich hierbei um Arbeiterinnen oder Königinnen handelte.

 

 

Zusammengefasst lässt sich das Phänomen um die überlebenden Hornissen wie folgt erklären:

 

Die Saison 2013 erstreckte sich, aufgrund des milden Herbstes, bis Mitte/Ende November.

Bis Anfang November konnte ich an meinem Hornissennest im Garten noch vereinzelt Königinnen abfliegen sehen. Dann wurde es frostig, wobei sich die Nachttemperaturen selten im zweistelligen Minusbereich befanden.

 

Das Hornissennest wurde von Markus Schmidt Anfang August mit seinen drei Wabenetagen aus einem Vogelkasten umgesiedelt. Danach dann das explosionsartige Wachsen des Nestes. So wurden recht spät geschlüpfte Königinnen, von den wenigen Arbeiterinnen, im sterbenden Nest, ausgebildet. 

Die geringe Größe der entdeckten Königinnen kann tatsächlich von den wenigen Futtermengen am Ende des Hornissenstaates abhängig sein. Auch muss man bedenken, dass die jungen Königinnen seit November von ihren Fettreserven leben. Bei diesem milden Winter wurde davon sicherlich einiges verbraucht. So haben die Tiere wohl auf natürliche Weise an Gewicht und „Dicke“ verloren.

 

Bei den entdeckten und fotografierten Hornissen, im Hornissenkasten von Markus Schmidt, handelt es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um sehr spät geschlüpfte Königinnen, die das Nest, aufgrund der sinkenden Temperaturen nicht mehr verlassen haben. So konnten die im Nest verbliebenen Königinnen auch nicht mehr begattet werden.

 

Arbeiterinnen selbst haben keine Chance zu überwintern. Es fehlt an Futter. Auch können Arbeiterinnen keinen „Frostschutz“ produzieren, um so Fröste zu überstehen zu können.

 

... Nur eine verpaarte Königin ist in der Lage das Glycerol im Winter zu bilden ...

Da der Winter wohl alles andere als extrem frostig war, besteht natürlich die Möglichkeit, dass die unbefruchteten Königinnen in der Lage waren, im geschützten Nest bis jetzt zu überdauern.

 

Auf jeden Fall sind diese „jungfräulichen“, unbefruchteten Königinnen nicht in der Lage, ein Nest zu gründen.

Sie werden wohl über kurz oder lang sterben ...