Steckbrief
Sceliphron ist eine Gattung der Grabwespen (Spheciformes) aus der
Familie Sphecidae.
In Europa kommen sechs Arten vor.
©
Fritz Geller-Grimm |
Die
Orientalische Mauerwespe (Sceliphron curvatum) wurde aus
Indien und Nepal nach Europa eingeschleppt und dort erstmals 1979 in Österreich,
in der Steiermark nachgewiesen.
Es ist denkbar, dass die
ursprüngliche Einschleppung dieser Art nach Europa dadurch stattfand, dass ein
solches Lehmnest - versehentlich oder absichtlich - nach Europa gebracht wurde.
Eine Theorie geht davon aus, dass der Flughafen Graz-Thalerhof als Ausgangspunkt
der europäischen Verbreitung dieser Wespe fungierte.
Seither verbreitet sich diese Art in
vielen Teilen Europas aus.
Verbreitung:
In Deutschland ist Sceliphron
curvatum mittlerweile weit verbreitet und wird immer öfter beobachtet.
Zu finden ist sie etwa von
Mai bis September fast ausschließlich im
Siedlungsbereich. |
Wie alle
Arten dieser Gattung baut auch die Orientalische Mörtelwespe
etwa 2-3 cm große Lehmtönnchen, die sie an, vor Nässe
geschützter Stelle anbringt. Oftmals werden die Lehmtönnchen
an Bücherregalen und dort aufgestellte Bücher, Bilderrahmen,
Markisen, Fensterstöcke und selbst Kleidungsstücke
befestigt. Über gekippte Fenster gelangt das Weibchen in die
Wohnung und bleibt oftmals unbemerkt. Erst wenn das Fenster
einmal verschlossen wird, findet man die harmlose Wespe an
der Scheibe wieder. Sceliphron curvatum lebt solitär
(einzeln) und baut keine Wespenstaaten auf.
Obwohl die Mauerwespe ziemlich groß ist, ist
sie für den Menschen ungefährlich. Sie verteidigt im
Gegensatz zu den Staaten bildenden Faltenwespen nicht die
Nester. Nur in äußerster Not, z.B. wenn sie festgehalten
wird, versucht sie zu stechen. Doch ist der Stich harmlos
und kaum schmerzhaft. |
©
MathieuMD /
Wikimedia Commons |
©
pjt56 @ Wikimedia Commons |
Größe:
♂ etwa
17-21mm
♀ etwa
13-17mm
|
©
pjt56 @ Wikimedia Commons |
Die Orientalische Mörtelwespe beim
Sammeln von Baumaterial für die Bruttönnchen.
Tipp:
Besonders an trockenen Tagen und
sonnigen Wetterperioden
kann man an einem schattigen Platz im Garten oder auf dem Balkon, auf einem
Untersetzer, feuchte Erde, Sand oder Lehm, bereit stellen. Das angebotene
Baumaterial wird von den Grab-, Lehm-, und Mörtelwespen gerne angenommen. Das
Material wird zum Bauen von Brutröhren, als Trennwand in den Brutkammern oder
als Versschlussdeckel einer Brutzelle verwendet. Auch Wildbienen, wie z. B. Mauer-
oder Mörtelbienen bedienen sich gerne an solch einer bereit gestellten Baumaterialquelle. |
©
pjt56 @ Wikimedia Commons |
|
Ernährung:
Flugtiere: Pollen und Nektar
Larven: Spinnen die
in die
Lehmtönnchen
getragen wurden
An einer Brutstätte befinden
sich mehrere, etwa 2,5 cm lange und etwa 1 cm breite
Lehm-Zellen, die der Längsseite nach aneinandergereiht werden. Als
Larvennahrung trägt die
Orientalische Mauerwespe 8 bis 25 gelähmte aber noch lebende Spinnen
in eine Zelle ein. Pro Zelle wird ein Ei abgelegt und die
daraus geschlüpfte Larve verzehrt den Spinnenvorrat.
Heimkehrende Mauerwespe mit einer
erbeuteten, gelähmten Spinne.
Die Spinne wird in die vorbereitete
Lehmtonne eingelagert und dient später der geschlüpften Larve als
Proviant.
Aufnahme: Christiane Stassen
© 2017
|
©
Fritz Geller-Grimm |
|
|
Der Ausbau einer Bruttonne
Videosequenz 00:01:10
min..
Dolgner/Imkerverein-Dortmund-Kurl
(c) 2024
|
|
|
Oftmals wird man auf die Orientalische
Mörtelwespe aufmerksam, wenn sie mit ihrem ihr markanten "Sirren"
oder Summen die Lehmtönnchen für den Nachwuchs aufbaut.
Die Vibration, die durch das Sirren verursacht wird, verdichtet den
weichen Lehm an den Rändern der kleinen Lehmtonne.
Ein solches Verfahren verwendet der
mansch mit Rüttelstäben im Betonbau. Man verdichtet so beim
Betonieren von Decken und Wänden den flüssigen Beton und entfernt
mit der Vibration eingeschlossene Luftblasen. |
|
|
Weiterführende Links:
http://www.bembix.de/publicationen_pdf/Schmid-Egger 2005 Sceliphron curvatum in
Europa.pdf
https://www.zobodat.at/pdf/STAPFIA_0037_0153-0166.pdf
Sceliphron curvatum (SMITH, 1870) (Hymenoptera- Sphecidae) in
http://www.landesmuseum.at/files/project/userdata/downloads/Standorte/Biologiezentrum/Oekopark/Tier-Pflanze-Mineral-des-Monats/2003/07_2003.pdf
Besucheranfragen und Aufnahmen
|
04.08.2016
" ... heute
beobachtete ich in einem unserer Fensterrahmen, dass ca. alle 15-20
Minuten eine Wespe (?) hinein fliegt und die Öffnung nach ca. 1 Minute
wieder verlässt. Ich habe zwei Aufnahmen gefertigt, finde aber keine
Übereinstimmung mit den Bildern auf Ihren Seiten. Besonders auffällig bei
"unserer" Wespe (?) ist der große Abstand zwischen vorderem und hinterem
Körperteil. Das Tier ist um einiges länger als eine "gewöhnliche" Biene
und auch deutlich länger als eine "gewöhnliche" Wespe." |
|
|
04.07.2016
"... ich habe im Bad
eine Wespe beobachtet, die durch das im Sommer immer offene Fenster ein-
und ausgeflogen ist. Nachdem ich ein lautes Surren in der Holzdecke
wahrgenommen habe, habe ich die Verkleidung geöffnet. An einer Stelle
habe ich 4-5 offene Brutzellen entdeckt, die Tiere waren anscheinend
schon geschlüpft.
Der Flugbetrieb und das Surren hat aber angedauert. Ich konnte
beobachten, dass die Wespe in der Nähe der Lampe verschwunden ist. Nach
Abschrauben der Lampe hat sich das auf dem Bild gezeigte "Gelege" mit 5
Brutröhren gezeigt. Eine war geöffnet mit einer leeren Puppenhaut drin,
die restlichen sind noch geschlossen. Das Insekt selbst konnte ich nicht
fotografieren. Es hat in etwa die Figur und die Färbung einer normalen
Wespe, allerdings auffällig lange (Hinter-) Beine und auch einen eher
dünnen, langen Körper." |
|
06.07.2015
"...
beim Öffnen eines
eigentlich immer verschlossen gehaltenen Fensters sind mir Tonpartikel,
begleitet von vielen toten Spinnen, entgegengefallen . Leider habe ich
kein Bildmaterial der Wespe, lediglich eine Larve habe ich ablichten
können, die sich in einem Kokon über eingebrachte Spinnen "hermacht".
Ist es möglich, dass eine Wespe diese "Tonkrüge" baut und Spinnen für
die Larvenfütterung einträgt ? " |
|
|
17.07.2014
"...
ich habe ein Problem mit
Feldwespen (lange Beine im Flug gut zu sehen, schmaler Körper).
Eine Feldwespe hat den dringlichen Wunsch sich bei mir im
Arbeitszimmer zwischen meinen Ordnern ein Nest zu bauen. Das erste Mal
habe ich es aus Versehen vernichtet, das zweite mal absichtlich, da ich
den Ordner benötige. Nun kommt sie aber dennoch immer wieder und steuert
die Ordner an, obwohl ich diese zum Teil entfernt habe oder anders
gestellt. Es ist aber auch so warm, dass man nicht die ganze Zeit das
Fenster geschlossen halten kann. Ich würde ihr ja gerne helfen, aber
nicht in meinem Arbeitszimmer.
Nachdem ich Zimmer und Tür geschlossen hatte, konnte ich sie tatsächlich
einfangen und wegfahren. Ich hoffe, sie findet dort ein geeignetes
Plätzchen und ebenso freundliche Menschen, die sie dulden."
|
|
|
18.06.2009
"... Meine Tochter hat in ihrem Zimmer eine
Wespe (zumindest vermute ich das es eine ist), welche mir bisher noch
nicht untergekommen ist.
Auszeichnend ist besonderes die extrem lange und nur Nadeldicke Taille
(ein ca. 0,5 cm langer Steg), das extrem lange 3. Beinpaar und die sehr
dunkle aber noch Wespentypische gelblich / braun-schwarze Färbung.
Würde mich durchaus interessieren um was für
ein Insekt es sich konkret handelt und welches Gefahren- bzw.
Aggressionspotential davon ausgeht weil es ja sein könnte das diese Art
irgendwo in der Nähe von unserer Wohnung (meiner Tochter ihrem Zimmer)
o. ä. ein Nest bauen... |
|
Andere fotografierte
Sceliphron Arten
Aufnahme:
Pat Meise Fotograf (c)
2009 |
Sceliphron caementarium
Eine besondere Aufnahme aus
dem Jahr 2009. Entdeckt in Frankfurt a. M.
Zitat eines
Spezialisten:
Der Fund von Sceliphron caementarium ist der 2. Fund in Deutschland.
Die Art stammt aus Nordamerika, sie baut Lehmnester. Beim 1. Fund
vermuteten wir Nestverschleppung durch Militärtransport (Landstuhl,
Sembach). Dies ist mit dem Frankfurter Tier auch nicht abwegig
(Air-Base). Die Art ist mittlerweile in Südfrankreich nicht gerade
selten. Möglicherweise ist sie auf dem Weg nach Norden, wie inzwischen
viele andere Arten. |
|